Was versteht man unter Reverse engineering?
Der Begriff "Reverse Engineering" bezieht sich im Software Engineering auf den Prozess, bei dem aus bestehendem Quellcode, Binärcode oder einem fertigen Softwareprodukt die zugrunde liegende Struktur und Funktionalität herausgearbeitet wird. Ziel ist es, die Funktionsweise eines Systems zu verstehen, zu dokumentieren und zu rekonstruieren, oft ohne den ursprünglichen Quellcode oder die vollständige Dokumentation zu besitzen. Reverse Engineering wird häufig in der Softwareentwicklung genutzt, um ältere Systeme zu analysieren, umgestalten oder zu verbessern.
Typische Softwarefunktionen im Bereich "Reverse Engineering":
- Code-Dekompilierung: Rückführung von Binär- oder Maschinencode in eine höhere Programmiersprache zur Analyse.
- Struktur- und Abhängigkeitsanalyse: Untersuchung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Komponenten eines Systems, wie Klassen, Module oder Funktionen.
- Dokumentationserstellung: Automatische Generierung von technischen Dokumentationen basierend auf dem rückentwickelten System.
- Diagramm-Generierung: Erstellung von Diagrammen (z. B. UML-Diagramme), die die Architektur und Struktur des Systems visualisieren.
- Datenbank-Reengineering: Analyse und Rekonstruktion der Datenbankstruktur, einschließlich der Beziehungen zwischen Tabellen und Datenobjekten.
- Erkennung von Sicherheitslücken: Identifizierung potenzieller Schwachstellen oder Sicherheitsprobleme im rückentwickelten Code.
- Testgenerierung: Automatische Erstellung von Testsuiten basierend auf dem analysierten System, um die Funktionalität zu überprüfen.
Beispiele für „Reverse Engineering“:
- Analyse eines Legacy-Systems: Reverse Engineering wird genutzt, um die Architektur eines alten, schlecht dokumentierten Systems zu verstehen und zu modernisieren.
- Wiederherstellung von verlorenem Quellcode: Ein Entwickler nutzt Reverse Engineering, um den Quellcode eines Programms, das nur noch als Binärdatei vorliegt, zu rekonstruieren.
- Sicherheitsanalyse einer Applikation: Sicherheitsforscher setzen Reverse Engineering ein, um Schwachstellen in einer Anwendung zu identifizieren und zu beheben.
- Migration auf eine neue Plattform: Reverse Engineering wird verwendet, um den Code eines Systems zu analysieren, bevor es auf eine neue Plattform migriert wird.
- Interoperabilitätsprüfung: Analyse eines bestehenden Systems, um die Kommunikation und Kompatibilität mit neuen Systemen zu gewährleisten.