Windeck, 23. Juni 2020 - Was eine 37 kWp-Photovoltaikanlage mit den sozialen Belangen eines IT-Unternehmens zu tun hat, erläutert Frank Lagemann (56) im Interview. Der Vorstandvorsitzende der GreenGate AG outet sich im Interview als Verfechter konsequent nachhaltiger Unternehmensführung.
Die GreenGate AG feiert 2020 ihr 20-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum wird eine 12-teilige Best of-Edition herausgegeben, bei der im Juni 2020 in dicken Lettern zu lesen steht: „20 Liebesgrüße aus Windeck an das Prinzip der Nachhaltigkeit“. Warum das?
Frank Lagemann: Weil Nachhaltigkeit Teil unseres Selbstverständnisses ist. Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass mit dem Begriff Nachhaltigkeit viel billige PR betrieben wird. Greenwashing war aber nie unsere Absicht. Wir sind schon davon überzeugt.
GreenGate und grüne Denke gehen bei Ihnen also Hand in Hand?
Sicher, wobei wir Nachhaltigkeit weder politisch noch in irgendeiner Form dogmatisch verstehen. Wenn wir nachhaltig agieren, dann im Sinne von von Carlowitz, der nur so viel Bäume einschlagen wollte, wie auch nachwachsen. Das ist die Blaupause, die Methode, nach der man heute agieren sollte. Der Profit aus Nachhaltigkeit aber lässt sich viel, viel weiter fassen. Das ist unser eigentlicher Antrieb.
Inwiefern?
Nachhaltigkeit schafft die dreifache Win-Situation: für unsere Umwelt, für den Menschen und im Hinblick auf die Wertschöpfung im Unternehmen.
Können Sie uns ein Beispiel geben?
Ich gebe Ihnen drei. Nummer eins: Wir betreiben eine Photovoltaikanlage mit ca. 37 kWp. Das ist ökologisch vertretbare Stromproduktion, die uns ökonomisch hilft, unsere Stromkosten von über 25.000 Euro pro Jahr in Teilen zu decken. Ein solches Investment steigert Kreditwürdigkeit und Unternehmenswert zusätzlich, was wiederum unseren Status als finanzstarker Businesspartner und Arbeitgeber stärkt. Selbst die soziale Komponente wird also von einer schlichten Photovoltaikanlage berührt.
Beispiel Nr. 2?
Wir agieren sehr bewusst sehr nachhaltig im Umgang mit unserem Personal. Hire and fire ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was wir als nachhaltig und sinnvoll erachten. Wir bilden selbst aus in zwei Fachrichtungen: zum Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung und IT-Systemkaufmann/frau. Auch unseren Werksstudierenden (BA/MA) bieten wir eine Übernahme nach erfolgreichem Abschluss an. Vielleicht auch deshalb liegt unser Altersdurchschnitt von 35 Jahren unter dem Bundesdurchschnitt und die Fluktuation bei gerade einmal 2 % - bundesweit sind es in der IT-Branche 13,3 %. Dass die nachhaltige Nutzung unserer sozialen Ressourcen sich gerade im IT-Business auch ökonomisch rechnet, dürfte hinlänglich bekannt sein. Zuletzt muss man aber unser Fach, die Instandhaltung selbst ansprechen. Nichts ist nachhaltiger als smarte Instandhaltung im 21. Jahrhundert.
Inwiefern? Wo liegt der Benefit?
Im Grunde genommen machen Unternehmen mit professioneller, IT-gestützter Instandhaltung eine Weniger-ist-mehr-Rechnung auf: Auf der Weniger-Seite stehen geringerer Rohstoffverbrauch und geringere Emissionen, geringere materielle und personelle Ressourcen sowie weniger Arbeitsunfälle. Auf der Plus-Seite finden sich erhöhte Prozess- und Produktqualität, eine höhere Anlagenverfügbarkeit mit entsprechend mehr Durchsatz, eine höhere technische Lebensdauer, eine optimierte Personalverfügbarkeit und natürlich mehr Wirtschaftlichkeit. Mit den Ansätzen des Return on Maintenance und Return on Capital Employed, die Verzinsung aufs eingesetzte Kapital, lässt sich der Wertbeitrag der Instandhaltung sauber nachvollziehen und abbilden.
Apropos Nachhaltigkeit: Mit Flottenwerk arbeiten Sie aktuell an einem neuen Workforce Management System für E-Fahrzeuge.
Ja, es wird speziell auf die Bedürfnisse von E-Flotten-Betreibern ausgelegt. Zielsetzung ist es, mithilfe der Softwarelösung unter anderem optimierte Wege mit automatisierter Tourenplanung, volle Ausnutzung der Fahrzeug-Reichenweiten sowie planbare Lade- und Arbeitszeiten zu gewährleisten.
Die E-Flotte mag erst der zweite Schritt sein. Wo beginnt für Sie Nachhaltigkeit im Unternehmen?
Faktisch schon mit der Mülltrennung. Oder mit dem Jobticket für den Regionalverkehr und ÖPNV. Oder mit Hardware, die weit weniger Strom verbraucht als noch vor 10, 15 Jahren. Es ist wie bei Industrie 4.0 oder der Durchdigitalisierung der Geschäftsprozesse: Die meisten Unternehmen sind auch ohne große Absichtserklärungen schon längst mittendrin. Ich bin der Auffassung, dass man sich die einfachen Erfolge – wenig Aufwand, großes Optimierungspotenzial – zuerst schnappen sollte, um die Sache mit der Nachhaltigkeit in der Folge nachhaltig, heißt: stetig, voranzutreiben. Also nicht per Big Bang, sondern immer unter der Prämisse, dass man alle drei wesentlichen Faktoren – das Ökonomische, das Ökologische und das Soziale – langfristig unter einen Hut bekommt. Dabei helfen wir gern.
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