Klar - eine zündende, erfolgversprechende Geschäftsidee muss es schon sein, eine Finanzierung muss stehen, brauche ich Geschäftsräume oder ein Lager, Auto, Personal, Versicherungen, Einrichtung und so weiter… Fragen gibt es im Zusammenhang mit dem Start-up eine ganze Menge, Antworten sind oft schon schwerer zu finden und auf jeden Fall sind viele Entscheidungen zu treffen, die sich auf die Zukunft und vor allem den Erfolg der Unternehmung auswirken. Viele Übersichten im Internet zu “Wie mache ich mich selbstständig” listen meist sogar branchenspezifisch auf, was alles zu beachten ist. Aber listen sie wirklich ALLES auf?
Ach - da ist ja noch was - Laptop, PCs, Smartphones etc. (evtl. nutzen die Mitarbeiter eigene Smartphones und Tablets auch für die Arbeit? BYOD - Bring your own Device?) - ok - dann haben wir die Gerätschaften und nun - welches Betriebssystem und vor allem, welche Software und für welche Vorgänge?
Natürlich gibt es für die zumeist eher lästigen Büroarbeiten erst einmal eine freie oder auch kostenpflichtige Office Lösung. Aber bei Rechnung- und Buchhaltungssoftware, Software für Zeit- oder Projektmanagement, Customer Relationship Management System (CRM), Personalmanagement, KPI und BI wird es dann schon schwieriger. Was wird für den Anfang alles benötigt? Wenn es unterschiedliche Softwarehersteller für beispielsweise das CRM und die Buchhaltung sind, können problemlos Daten ausgetauscht werden? Lieber doch ein Unternehmenssoftware (ERP-Software) für alle betrieblichen Prozesse? Auch vollumfängliche ERP Software gibt es bereits für Start-Ups.
Soll es eine Standardlösung sein oder gibt es eine Branchenlösung, deren Funktionen sich an den branchentypischen Anforderungen orientieren? Branchenlösungen bilden allerdings oft eine Art Idealzustand eines Unternehmen ab. Während viele etablierte Betriebe gewachsene Strukturen besitzen und sich oft schwer damit tun betriebliche Prozesse zu optimieren bzw. an die Software anzupassen, haben Start-Ups den großen Vorteil, dass die Abläufe und Strukturen noch nicht so gewachsen sind. Sie können sich leichter an die rationalen Vorgaben der Software anpassen.
Wie also am besten Vorgehen?
Denken Sie daran, nicht nur allein zu überlegen, welche Software, App etc. in Frage kommen könnte. Mehr Leute - mehr Ideen was die Software können soll und worauf zu achten ist.
Formulieren Sie Ihre Anforderungen möglichst genau und erstellen Sie ein Lastenheft
Das Lastenheft umfasst die Beschreibung der Anforderungen an die Software und legt den gewünschten Zielzustand fest. Während Sie dieses Lastenheft erstellen, erheben Sie den Ist-Zustand und beschreiben möglichst genau den Zielzustand, den Sie mit Softwareeinführung erreichen wollen.
Gerade für Start-Ups, die meist nur sehr wenige Nutzer-Lizenzen benötigen, gibt es oft recht günstige Möglichkeiten Software zu mieten. Die Nutzung von Gebrauchtsoftware ist natürlich auch möglich. Hierbei gibt es aber einiges zu beachten (Lizenz-Herkunft, Lizenz-Übertragung, Vernichtungserklärung etc.) und einige Fallstricke. Der Start ins Geschäftsleben sollte nicht mit illegal genutzten Lizenzen beginnen.
Es folgt die Marktrecherche:
Sie haben Ihr Team und das Lastenheft zusammengestellt, wissen jetzt genau was Sie wollen, wieviel es kosten darf und wann Sie damit spätestens arbeiten wollen und begeben sich auf die Suche.
Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Fazit: Für Start-Ups ist die Entscheidung, welche Software genutzt werden soll, ebenso wichtig für den Geschäftserfolg wie für etablierte Unternehmen. Nehmen Sie sich die Zeit für die Recherche nach der für Sie passgenauen Software. Bedenken Sie dabei, dass ein Betrieb sehr dynamisch ist. Abläufe, Strukturen ändern sich mehr oder weniger schnell, Kundenwünsche oder Märkte ändern sich ebenso wie gesetzliche Regelungen.
Besonders in der Gründungsphase sind Anpassungen und Änderungen normal. Dadurch ändern sich die Anforderungen und flexible Anpassungen an die Software sind erforderlich. Sie sollten deshalb auf Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Lösung achten. Prüfen Sie die Customizing-Optionen. Im Zweifel sollten Sie eher eine “kleine” Lösung bevorzugen oder auf kostengünstige Standardsoftware zurückgreifen, bis sich die Anforderungen stabilisiert haben.
Autor: Dr. Ute Burghardi