Klassische Content-Management-Systeme sind mittlerweile sehr vielen Webseiten Betreibern geläufig. Sie setzen auf eine enge Verbindung zwischen dem Backend und dem Frontend in einer einzigen Anwendung. Bei einem sogenannten Headless CMS (also streng genommen einem Kopflosen CMS) ist dies anders. Ein Headless CMS umfasst die wichtigen Backend Features wie einen zentralen Speicherplatz sowie Erstellungs- und Verwaltungsfunktionen. Den Headless Content-Management-Systemen fehlt aber ein direkt verknüpfter "Kopf", also das Frontend.
Was sich zunächst wie ein Fehler oder eine Schwäche anhört, ist die eigentliche Stärke des Headless CMS. Die Systeme sind in der Regel mit einer eigenen Autoren-Oberfläche für das Backend versehen. Die erstellten Inhalte sind in einem neutralen Format abgelegt. Sie können auch über API erstellt und verwaltet werden. Der Content-Austausch findet oft im JSON-Format statt. Dieses Format wird sehr häufig bei Apps und Webanwendungen für die Datenübertragung zwischen dem Client und dem Server genutzt.
Der Begriff Headless CMS bezieht sich allerdings nicht ausschließlich auf ein Produkt, sondern auf die Architektur. Auch sogenannte klassische CMS können unter der Voraussetzung einer entsprechenden API als Headless CMS funktionieren. Diese Art von traditionellen CMS werden in der Regel als hybride CMS bezeichnet. Mehr zu den CMS Konzepten und Architekturen erfahren Sie im Artikel "Definition, Grundlagen, Konzepte bzw. Architekturen und Tipps zur Auswahl von CMS Systemen".
Kein eigenes Frontend - in der Vielzahl der Ausgabegeräte liegt die Stärke!
Abbildung: Headless (kopfloses) CMS
Das Headless CMS liefert keine Ansicht oder eine Template-Engine. Es hat keine direkte eigene Frontend-Ausgabe. Hierfür muss separat gesorgt werden. Websites, Anwendungen wie IoT Geräte, Chatbots, VR-Brillen etc. greifen über eine REST-API auf den Content zu. Dies bietet den entscheidenden Vorteil einer Single Source of Truth. Der Content kann mehrfach genutzt und muss nur einmal gepflegt werden. Das vereinfacht die Arbeit von Redakteuren, da Texte, Videos, Bilder etc. nur an einer einzigen Stelle bearbeitet werden müssen und an sämtliche angebundenen Plattformen ausgeliefert werden.
Neue Ausgabegeräte etc. können sehr schnell und mit wenig zusätzlichem Aufwand mit Inhalten versorgt werden. Die vom Endgerät benötigten Inhalte und Daten können jederzeit abgefragt werden. Es ist kein Page-Reload notwendig und auch nach dem Webseiten-Aufruf können Daten dynamisch in eine Webseite eingebettet werden.
Keine aufwendige Content-Migration mehr!
Ein weiterer Vorteil der Headless CMS Architektur ist, dass keine Content Migration notwendig ist, falls etwas am Frontend geändert werden muss. Dies führt bei traditionellen CMS oft dazu, dass die Inhalte der Datenbank migriert werden müssen, was vielfach Probleme verursacht.
Nicht an eine einzelne Programmiersprache gebunden!
Frontend-Entwickler sind deutlich freier in der Darstellung des Contents, da sie nicht an eine bestimmte Programmiersprache gebunden sind und Frontend-Frameworks wie z.B. Angular, React oder Vue nutzen können.
Kostengünstig in der Installation und im Betrieb
Headless CMSs sind in der Regel günstiger in der Installation und im Betrieb als traditionelle CMS, da sie meist als Cloud-Lösung angeboten werden. Der reine Content und die zustandslosen APIs gewährleisten eine hohe Skalierbarkeit, insbesondere in der Cloud.
Hohe Sicherheit
Der Content wird im Allgemeinen über ein leistungsstarkes Content Delivery Network bereitgestellt werden. Dies bietet zusätzliche Sicherheit, da sich das Risiko von Distributed Denial-of-Service-Angriffen (DDOS) verringert.
Durch die komplette Entkopplung von Backend und Frontend ist ein Headless CMS zukunftssicher und für verschiedenste Einsatzzwecke geeignet. Es bieten sich unbegrenzte Frontend Möglichkeiten. Diese reichen von gängigen Websites und Webshops, dem Ansteuern von IoT Devices, mobile Apps und Wearables, über KI-fähige Sprachassistenten und VR-Headsets bis hin zu Digital Signage und Konferenz-Displays. Ein Headless CMS ist hervorragend für ein Multi-Channel Marketing geeignet.
Headless CMS sind beispielsweise interessant für Magazin-, Blog- oder Zeitungskonzepte. Redakteure und Journalisten kümmern sich letztlich mehr um die Inhalte als um die Gestaltung des Layouts für Web oder Print.
Da die Headless CMS Architektur sehr flexibel ist, kann sie sehr gut für dynamische Daten und Content as a Service (CaaS) genutzt werden. Sie können beispielsweise solche Headless CMS zum Anreichern und Aufwerten von Produktinformationen auf E-Commerce-Seiten (B2B und B2C) nutzen.
Durch die fast explosionsartige Entwicklung und Vermehrung von Gegenständen im Internet der Dinge (IoT) bietet gerade hier die Zukunftssicherheit durch die Entkopplung von Inhalten und Endgeräten den entscheidenden Vorteil gegenüber klassischen Content Management Systemen, die ausschließlich auf Webseiteninhaltserstellung und -anzeige ausgelegt sind.
Ein Headless CMS eignet sich vor allem dann, wenn Inhalte an verschiedene Plattformen ausgeliefert werden sollen bzw. auch dann, wenn Inhalte aus verschiedenen Systemen zusammengefasst werden sollen. Durch das Software Architektur Konzept und den überwiegenden Betrieb in der Cloud ist das Headless CMS meist kostengünstiger und sicherer und vor allem zukunftssicherer als ein traditionelles Content Management System.